Muss alles sterben?

Kompetenzorientierter Impuls für das 1./2. Schuljahr

1.      Geschichte (Anforderungssituation), die den Kindern in der ersten US der UE vorgelesen/erzählt wird:

Stell dir vor, du läufst durch die Stadt (unser Dorf). Es ist Herbst. Die Sonne scheint. Bunte Blätter liegen auf dem Weg. Du kommst am Spielplatz vorbei. Da sind einige Kinder aus dem Kindergarten. Die Kinder spielen. Zwei Erzieherinnen stehen an der Bank und unterhalten sich. Sie merken nicht, dass ein Junge etwas abseits steht und mit einem Stock hantiert.  Als du näher kommst, hörst du ihn sagen: „Flieg! Los! Flieg!“ Du siehst, dass am Boden eine Amsel liegt. Der kleine Junge stößt den Vogel mit dem Stock an und ruft wieder: „Flieg!“ Die Amsel rührt sich nicht.

Was denkst du?

2.      Lernbedingungen und Lernausgangslage ermitteln

Lernbedingungen ermitteln:

  • Elternbrief schreiben und erklären, dass das Thema verhandelt wird > Situation in den Familien klären > eventuell direkt nach akutem Trauerfall innerhalb der Familie fragen
  • Kolleg*innen befragen: akuter Trauerfall innerhalb der Lerngruppe /Schule / Wohnumfeld (Dorf; Wohngebiet)?
  • falls akuter Trauerfall vorliegt: entscheiden, ob Unterrichtseinheit stattfinden kann  (z.B. klären, ob 2. Fachkraft zur Seite steht) oder nicht oder ob es sogar besonders angebracht ist, jetzt diese UE durchzuführen

Lernausgangslage ermitteln:

Das Gespräch im Stil des Philosophierens mit Kindern nach der Darbietung der Anforderungssituation sollte auch genutzt werden, um Wissensstände und emotionale Betroffenheiten (z. B. Tod eines Haustieres) zu eruieren. Dabei bietet es sich an, zunächst im Gespräch nur die erste Frage („Was denkst du?“) aufzugreifen und weiterzuführen mit Fragen, die klären helfen, welche Erfahrungen schon gesammelt worden („Habt ihr auch schon mal ein totes Tier gesehen?“ „Wie ging es dir/euch damit?“) und die aufweisen, ob alle Kinder den Unterschied von tot-lebendig sowie die biologischen Ursachen des Todes  kennen.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass hier auch Erfahrungen mit dem Tod von Menschen (Großeltern, Geschwister, Elternteile usw.) auftauchen. (Wie gehen Sie als Lehrkraft damit um?)

3.      Selbstdiagnose der/des Unterrichtenden

Mögliche allgemeine Fragen:

  • Wo habe ich Tod und Trauer erlebt?
  • Wie habe ich den Umgang mit Tod und Trauer in meiner Kindheit erlebt?
  • Wo habe ich Hilflosigkeit im Umgang erlebt?
  • Was hat mich gestärkt und ermutigt?
  • Wovor fürchte ich mich, wenn es um Sterben, Tod und Traurigkeit geht?
  • Welche Fragen habe ich zum Sterben und Tod?
  • Was erhoffe ich im Blick auf mein Sterben, meinen Tod und mein Todes-Danach?

Mögliche spezielle Fragen:

  • Wann habe ich zum ersten Mal ein totes Tier gesehen?
  • Wie ging es mir damit?
  • Wie erlebte ich den Tod von Haustieren? Was/wer hat geholfen?

4.      Erforderliche und angestrebte Kompetenzen (am Beispiel Lehrplan Thüringen)

Übergeordnete Kompetenzen:

  • Sachkompetenz: „über eigene Erlebnisse von Abschied, Trennung und Tod berichten“
  • Selbst- und Sozialkompetenz: „über eigene Verluste und damit verbundene Gefühle reden“

Teilkompetenzen (mit Operatoren formuliert):

Schüler*innen:

  • beschreiben eigene Erfahrungen mit toten Tieren
  • nennen Merkmale von tot – lebendig und setzen sich mit den Ursachen des Todes auseinander (philosophieren)
  • formulieren ihre Gefühle beim Anblick toter Tiere/ Erleben von Sterben Haustiere
  • vergleichen die Positionen zum Tod/Trauer der Bilderbuchfiguren
  • nennen Bestattungsrituale (in die Erde legen, Grabstein, Grabschmuck, Trostworte)
  • setzen sich mit einem Trostspruch aus dem Bilderbuch auseinander und begründen ihre Entscheidung für diesen Spruch
  • gestalten mit Farben Wörter „Heiligkeit“ und „Trauer“
  • formulieren die Geschichte von Elias Entrückung
  • setzen sich mit der theologischen Aussage der Eliageschichte auseinander (theologisieren)
  • können wiedergeben, dass Christen glauben, dass sie nach dem Tod zu Gott kommen
  • können einen biblischen Trostspruch wiedergeben
  • können ein Trostlied wiedergeben (singen)
  • erarbeiten Lösungsvorschläge zur Anforderungssituation

5.       Lernwege anlegen:

  • Geplanter Zeitraum: 6 (8) x 45 min.
  • Didaktischer Dreischritt: Malen- Schreiben- Gespräch
  • Geplanter Zeitraum: 6 (8) x 45 min.

Unterrichtsprozesslinie:

  1. Anforderungssituation den Kindern vorstellen
  2. Philosophieren mit Kindern zu Themen: eigene Erfahrungen mit toten Tieren, Gefühle; biologische Ursachen des Todes, Unterschiede tot-lebendig; Beerdigung als Abschiedsritual (Gespräch)
  3. Bilderbuchgeschichte Nilsson, Ulf, Die besten Beerdigungen der Welt,2006 präsentieren und bearbeiten nach didaktischen Ideen von Steinkühler, Martina, Religion mit Kindern 2, 2014, 37-42); darin enthalten sind u.a. folgende Schritte:
    • Kreative Bearbeitung von Gefühlen (Malen)
    • Auseinandersetzung mit Beerdigungsritualen und Positionen zum Tod (einfaches Schreiben)
    • Begleitender Bibelspruch: Ob wir leben oder sterben – du hältst uns in deiner Hand. (nach Röm 14,8)
    • Erarbeitung Bibelgeschichte: Elias Entrückung 2. Kön 2 > Theologisieren
    • Begleitendes Lied: Blätter, wenn sie gelb geworden

4. Anforderungssituation bearbeiten:

Es wird an die Geschichte der Anforderungssituation erinnert und im Rollenspiel werden die Ideen der Kinder zu den Fragen verarbeitet:

    • Was könntest du dem kleinen Jungen sagen?
    • Was könnte ihm noch helfen?

Schreibe einen Kommentar