Bruno nimmt Abschied

Kompetenzorientierter Impuls für das 3./4. Schuljahr

1.       Anforderungssituation      

Die Anforderungssituation steht im Zusammenhang mit der Hauptfigur (Bruno) aus dem Kinderbuch “Hat Opa einen Anzug an?” von Amelie Fried, 2021 (17. Auflage). Die Anforderungssituation ist als Prolog zum Buch gestaltet, der fiktiv die Ereignisse vor dem Tod des Großvaters aufgreift, um so die Schüler*innen in eine (eventuell selbst erlebte) Situation mitzunehmen.

Da Bruno auf dem Cover des Buches rätselnd vor zwei Erwachsenen (seinen Eltern?) steht, bietet es sich an, das Cover als unterstützenden Bildimpuls bei der Präsentation der Anforderungssituation zu verwenden.      

Als Bruno kurz vor dem Abendessen vom Spielen rein kommt, hört er Mutter im Wohnzimmer weinen. Bruno ist erschrocken. Er hört den Vater sagen: „Wir müssen es Bruno sagen!“ Die Mutter sagt: „Aber er ist doch noch so klein!“ Bruno merkt, dass es ihm ganz komisch wird im Bauch. Da sagt der Vater: „Wir dürfen es ihm nicht verheimlichen, dass sein Opa stirbt. Der Tod gehört zum Leben.“ Bruno steht vor der Tür. Die Worte „Sterben“, „Opa“ , „Tod“ und „Leben“ schwirren in seinem Kopf herum. Er weiß, dass Opa lange schon krank ist. Oft war er in den vergangenen Wochen bei ihm im Krankenhaus. Da hat es immer komisch gerochen und mit Opa war nichts los. Da war er froh, wenn sie wieder nach Hause gegangen sind. Aber was heißt das: Opa stirbt?

2.       Lernbedingungen und Lernausgangslage

a) Lernbedingungen ermitteln:

  • Elternbrief ausreichend im Vorfeld schreiben (siehe Material)> Situation in den Familien klären > akuter Trauerfall innerhalb der Familie?
  • Kolleg*innen befragen: akuter Trauerfall innerhalb der Lerngruppe /Schule / Wohnumfeld (Dorf; Wohngebiet)?
  • Falls akuter Trauerfall: Entscheiden, ob Unterrichtseinheit stattfinden kann  (z.B. klären, ob 2. Fachkraft zur Seite steht) oder nicht oder ob es sogar besonders angebracht ist, jetzt diese UE durchzuführen

b) Lernausgangslage ermitteln:  

  • mit Forschungsaufgabe von Mirjam Schambeck(siehe Lernwege anlegen, Erarbeitungsphase)

3.       Selbstdiagnose der/des Unterrichtenden

a) mögliche allgemeine Fragen:

  • Wo habe ich Tod und Trauer erlebt?
  • Wie habe ich den Umgang mit Tod und Trauer in meiner Kindheit erlebt?
  • Wo habe ich Hilflosigkeit im Umgang erlebt?
  • Was hat mich gestärkt und ermutigt?
  • Wovor fürchte ich mich, wenn es um Sterben, Tod und Traurigkeit geht?
  • Welche Fragen habe ich zum Sterben und Tod?
  • Was erhoffe ich im Blick auf mein Sterben, meinen Tod und mein Todes-Danach?

b) mögliche spezielle Fragen:

  • Wann habe ich zum ersten Mal eine Beerdigung erlebt? Wie ging es mir damit?
  • Kenne ich die Phasen des Trauerprozesses aus eigener Erfahrung? Was/wer hat geholfen?

4.       Fachwissenschaftliche Orientierung

a)   (Brunos) Trauerphasen

Wie lange ein Mensch für seine Trauer braucht, ist sehr verschieden. So wie Bruno erleben viele Menschen in der Trauerzeit unterschiedliche Abschnitte mit unterschiedlichen Gefühlen. Die Gefühle verwandeln sich bei Bruno. So geht es vielen Menschen: Je länger es her ist, dass jemand gestorben ist, desto mehr verwandeln sich die Gefühle.

Bruno erlebt vier Abschnitte:

    1. DER SCHOCK: Bruno will den Tod von Opa nicht wahrhaben. Er hat Angst.
    2. DIE WUT: Bruno ist wütend und traurig.
    3. DIE ERINNERUNG:Bruno sucht Plätze und Gegenstände der Erinnerung (der Sessel, der Bootssteg, Opas Bild, das Segelboot). Bruno kann  sich freuen an diesen Gegenständen.
    4. ZURÜCK-INS-LEBEN: Bruno kann wieder glücklich sein.

b) Antworten auf das “Danach” in elementarisierter, altersgerechter Form:

  • Menschen glauben, sie kommen zu Gott.
  • Menschen glauben, nach dem Tod kommt nichts mehr.
  • Menschen glauben man kehrt als Tier/Pflanze wieder auf die Erde

5. Erforderliche und angestrebte Kompetenzen (am Beispiel Lehrplan Thüringen)

a) übergeordnete Kompetenzen

Lernbereich 1 (Die Frage der Kinder nach dem ICH und WIR

Sachkompetenz: Den Kreislauf des Lebens und damit verbundenen Lebensphasen beschreiben; über Formen der Trauerbewältigung berichten; erklären, dass aus dem Glauben die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod erwächst

Selbst-und  Sozialkompetenz: Gefühle von trauernden Menschen in Mimik, Gestik, Sprache, Bildern und Musik wieder erkennen

b) Teilkompetenzen (mit Operatoren formuliert):

Die Schüler*innen

  • gestalten ein Bild über ihre eigenen Todesvorstellungen.
  • formulieren ihre eigenen Vorstellungen vom Tod in Sätzen.
  • erläutern den Kreislauf des Lebens und nennen biologische Ursachen des Todes.
  • beschreiben, dass Menschen unterschiedlich trauern (in Länge und Art).
  • können Formen der Trauerbewältigung (vier Phasen des Trauerns) samt der dazugehörigen Gefühle und ihrer Ausdrucksmöglichkeiten wiedergeben.
  • erläutern die drei elementaren Antworten auf die Frage nach dem „Danach“.
  • erörtern einige hoffnungsvolle Grabsymbole.
  • erläutern, wieso die Weizenähre ein christliches Symbol der Hoffnung ist.
  • entwerfen und gestalten eine Trauerkarte mit einem tröstlichen Text.
  • können ein Hoffnungslied nennen, das von der Geborgenheit bei Gott im Leben und im Tod erzählt.

6. Lernwege anlegen

Geplanter Zeitraum: 8 x 45 min.

Didaktischer Dreischritt: Malen- Schreiben- Gespräch

Unterrichtsprozesslinie:

a)       Motivieren: Erstkontakt Bruno

  • Anforderungssituation präsentieren
  • Tauscht Euch aus: Habt Ihr ähnliches wie Bruno erlebt?
  • Lehrkraftimpuls: Wir wollen uns in den nächsten Stunden auch über den Tod unterhalten und dabei auch Bruno nicht vergessen und ihn in dem, was jetzt auf ihn zukommt begleiten. Am Ende der Unterrichtseinheit können wir vielleicht Bruno sogar etwas schreiben, was ihm helfen könnte. Zunächst aber ist es wichtig, Brunos Frage ernst zu nehmen: Was heißt das: Opa stirbt? Was erlebt ein Mensch, wenn er stirbt? Dazu wollen wir zunächst malen und schreiben und uns dann unterhalten.

b)  Erarbeiten: Philosophieren / Bilderbuch

  • Lehrkraftimpuls: „Ich möchte, dass sich jede und jeder von euch überlegt, was jemand im Tod erlebt, d.h. was er erlebt, wenn er stirbt. – Dieses Erlebnis sollst du nun malen. Wichtig ist eigentlich nur, dass es dein eigenes Bild ist. Du kannst dabei nichts falsch machen. Es wird nichts benotet oder bewertet. Es kommt nicht drauf an, das zu malen, was du gelernt hast, sondern was du dir dazu denkst. Wenn du willst, kannst du auch selbst auf dem Bild vorkommen. Zeit hast du genug.“ (aus M. Schambeck, Riesenschwer und kinderleicht – Kinder denken über den Tod nach, in: Bucher, A. et al., Mittendrin ist Gott, Jahrbuch für Kindertheologie, 105-113)
  • Schreibe unter dein Bild deine Gedanken zu deinem Bild, wenn du magst.
  • Entscheide, ob du allen Kindern dein Bild zeigen möchtest.
  • Tauscht euch über eure Bilder und eure Gedanken miteinander aus.
  • Vergleicht eure Bilder, was entdeckt ihr? Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede gibt es?
  • Fasst eure Erkenntnisse zusammen!
  • Lest gemeinsam das Bilderbuch „Hat Opa einen Anzug an?“
  • Tragt zusammen, was euch an dem Buch gefällt oder nicht gefällt.
  • Untersucht, wie Brunos Gefühle sich im Lauf der Zeit verändern! Woran erkennt ihr den unterschiedlichen Gefühle? Was passiert mit Brunos Loch im Herzen, je mehr Zeit vergeht?
  • Gestaltet mit einem Seil Brunos Weg durch die Zeit nach der Beerdigung. Markiert mit Legematerialien die unterschiedlichen Stationen im Gefühlsleben.
  • Ordnet die Wort- Karten “Angst haben”, “traurig sein”, “wütend sein”, “sich freuen”, “glücklich sein” den Stationen zu.
  • Fotografiert Brunos Weg. (Fotos für den Hefter bereitstellen.)
  • Trage mit deinem Nachbarn/deiner Nachbarin zusammen, was die unterschiedlichen Menschen Bruno sagen, wo der Opa ist und was Bruno denkt. Vergleicht die verschiedenen Antworten mit euren Gedanken!
  • Fasst zusammen, welche Antworten Menschen darauf geben, was nach dem Tod kommt. (Erwartungshorizont: Schüler*innen kennen die drei Antwortmöglichkeiten [bei Gott sein; Nichts; Wiedergeburt]; notfalls muss Lehrkraft ergänzen).
  • Vergleicht die drei unterschiedlichen Vorstellungen: Welche Vorstellungen machen Hoffnung?
  • Untersucht: Wie kommen Menschen auf diese Hoffnung(en) und wozu kann (können) sie helfen?
  • Entscheide für dich selbst, welche Position, dir heute am besten gefällt, begründe deine Entscheidung!

c) Vertiefen: Biblisches Hoffnungsbild

  •  Menschen malen manchmal ihre Hoffnung auf Grabsteine. Kennt ihr solche Bilder?
  • Tauscht euch in einer Kleingruppe darüber aus, was diese Bilder über die Hoffnung erzählen könnten. (2-3 Grabsymbole je Gruppe, z.B. Engel, betenden Hände, offenes Tor, Schmetterling etc. bereitstellen)
  • Manchmal gibt es auch eine Ähre zu sehen (Bild bereitstellen). Überlegt gemeinsam, was dieses Grabbild bedeuten könnte.
  • Lest, womit Jesus und Paulus das Sterben vergleichen (altersgerechte Übersetzung von Joh 12,24 und 1 Kor 15,35-40 bereitstellen). Wie findet Ihr diesen Vergleich?
  • Tragt zusammen, wieso Menschen diesen Vergleich hilfreich finden.
  • Lest euch gemeinsam die Strophen vom Lied “Korn, das in die Erde” durch. Klärt miteinander, was ihr nicht versteht.
  • Hört euch das Lied gemeinsam an (CD Version bereitstellen) und tauscht euch über das Lied aus.
  • Entscheidet, ob ihr Lied das Lied a) lernen möchtet oder b) Bilder dazu anfertigt oder c) eine Begleitung mit Orff-Instrumenten entwickelt.

d)  Anwenden: Metakognition

  • Besucht gemeinsam einen Friedhof und sucht hoffnungsvolle Grabbilder. Skizziert die Bilder einzeln untereinander auf eurer Arbeitsblatt (AB bereitstellen) und schreibt daneben, warum diese Bilder hoffnungsvolle Bilder sind.
  • Entwerfe in Einzelarbeit eine Trauerkarte an Bruno:
    • Gestalte die Karte mit einem hoffnungsvollen Bild. Du kannst ein Bild auswählen, das im Unterricht besprochen wurde oder ein ganz neues erfinden. Begründe an dann deine Gestaltung.
    • Schreibe einige Zeilen auf die Innenseite der Karte an Bruno, die ihm hätten helfen können als er noch ganz traurig über den Tod vom Großvater war.

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